Atemlos durch den Tag

Veröffentlicht am 7. August 2025 um 07:39

Warum uns Pausen besser tun als Push-Nachrichten.

Zwischen Push und Pause

Wann haben Sie das letzte Mal einer Hummel zugeschaut? Ein ganzes Buch gelesen?

Das Tempo unserer Zeit scheint sich stetig zu beschleunigen. Schon frühmorgens fluten Nachrichten das Handy. Noch vor dem ersten Kaffee habe ich gefühlt einmal die Welt umrundet. Ich wurde informiert, welche Regionen von Katastrophen heimgesucht wurden – und dass mein Online-Einkauf von gestern Abend bereits unterwegs ist. Die Agenda gibt den Takt vor, die KI fragt nach: „Noch eine To-do-Liste? Ein kurzer Input vielleicht? Geht ganz schnell“.

Dazwischen schnell Mittagessen, dann einkaufen, dann rasch die Pendenzenliste abarbeiten. Im Mailpostfach sammeln sich Fragen, die möglichst sofort beantwortet werden wollen. Das Telefon piepst, auch dort wartet jemand. Und als mir einfällt, dass es schon fast zu spät ist für die vereinbarte Sportstunde, geht noch rasch eine SMS raus – 15 Minuten später vielleicht?

Atemlos durch den Tag.

Mit jedem neuen Tool steigt die Geschwindigkeit. Schnell einen Text generieren, schnell ein Bild zusammenstellen, schnell ein paar Informationen einholen. Doch wo bleibt die Zeit zum Denken? Zum Wirkenlassen? Zum Sinnieren?

„Zeit ist Geld“ – so hiess es lange. Aber ist Tempo wirklich die Währung, die uns weiterbringt? Vielleicht wäre es heilsam, öfter den Eilzug gegen den Bummler zu tauschen. Das durchgetaktete Leben ein wenig abzubremsen. Zeit zu haben, nichts zu tun.

Gerade weil Digitalisierung so vieles beschleunigt, könnte das Innehalten wieder wertvoller werden. Sich Zeit geben, um über etwas nachzudenken schafft einen Mehrwert, den schnell generierte Standardlösungen selten liefern können. Nachdenken und sich Zeit nehmen sind wichtig, um sich zu spüren, um sich in der Welt  und die Welt in sich zu ordnen. Damit wir unser Leben als kohärent empfinden können. Sinnhaftigkeit ist ein Grundnahrungsmittel für ein gesundes Dasein.

In den sechziger Jahren galt es als legitim, am Fenster zu sitzen und einfach auf die Strasse zu schauen. Vielleicht dürfen wir uns wieder mehr von dem erlauben: Zeit haben, wahrnehmen, nachspüren – ohne dass sofort die nächste Aktivität in unser Wohnzimmer schwappt.

Schenken wir uns ein bisschen mehr Ruhe. Ein wenig Müssiggang. Das hilft gegen Angst, gegen Überforderung – und ist ein Gewinn an Lebensqualität.

 

Schöne Sommerferien! Mit Zeit zum Innehalten.

 

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