Eine Frage, die auch mich beschäftigt. Auch ich bin inzwischen auf den KI-Geschmack gekommen. Was gebe ich der KI preis von mir?
Datenschutz ja – aber da war doch noch was?
Neben allen Rahmenbedingungen – Stichwort Datenschutz – bewegt mich eine tieferliegende Frage:
Was lasse ich sichtbar werden – bewusst oder unbewusst? Und wie könnte das gegen mich verwendet werden?
Solche Überlegungen verunsichern. Nicht KI selbst löst sie aus, sondern der Gedanke, dass jemand aus unseren Spuren etwas ableiten könnte:
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wer wir sind
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wo wir verletzlich sind
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was uns angreifbar macht
Bei diesen Fragen geht es nicht nur um Datenschutz.
Es geht um Persönlichkeit, um Gesellschaft und um Politik.
Datenschutz ist notwendig. Er verhindert Missbrauch, aber er ersetzt keine innere Bewusstheit.
Deshalb wünsche ich mir eine noch stärkere Auseinandersetzung damit, wie wir mit uns selbst und der Welt umgehen.
Denn das Werkzeug an sich ist selten das Problem.
KI ist ein Werkzeug – so wie ein besonders guter Pinsel oder eine ausgefeilte Pivot-Tabelle.
Das Risiko entsteht dort, wo Menschen unachtsam, impulsiv oder überfordert handeln.
Und ja: Auch ein Rüstmesserchen kann gefährlich werden, wenn es in die falschen Hände gerät.
Kein Datenschutzgesetz der Welt kann das steuern.
Wo lernen wir den Umgang mit uns selbst?
Viele Menschen tun sich schwer damit, innere Bewegungen zu lesen – zu reflektieren, Grenzen zu spüren, Abhängigkeiten zu erkennen, Bedürftigkeit auszuhalten oder Resonanz von Beziehung zu unterscheiden.
Im Umgang mit KI sind das vermutlich die grössten Risikofaktoren.
Nicht die Technologie – sondern diese menschliche Unschärfe.
Gefährdet sind vor allem:
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Menschen, die impulsiv oder unreflektiert schreiben
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Einsame und Bedürftige, die Anschluss suchen (ein zutiefst menschliches Bedürfnis)
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Überforderte, die keinen inneren Halt haben
Und genau hier wird der Blick grösser.
Es geht nicht nur darum, wie wir mit solchen Situationen umgehen, wenn sie bereits entstanden sind.
Es geht auch darum, welche Bedingungen wir als Gesellschaft schaffen, damit Menschen erst gar nicht in diese Verletzlichkeit geraten:
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Wo entsteht innerer Halt?
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Wo wird Beziehung erlernt?
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Wo üben wir Selbstwahrnehmung und Reflexion ein?
Das sind persönliche Fragen – aber sie sind immer auch politisch.
Eine Gesellschaft, die keinen Raum für innere Entwicklung lässt, produziert zwangsläufig Menschen, die digital überfordert sind. Und eine Gesellschaft, die Menschen sich selbst überlässt, darf sich über digitale Verletzlichkeit nicht wundern.
Was im Kleinen entsteht, braucht im Grossen eine Entsprechung.
Innere Orientierung genügt nicht, wenn äussere Strukturen wanken.
Darum stellt sich die nächste Frage:
Wie gestalten wir Macht?
Wo lassen wir Strukturen zu, die uns als Gesellschaft schaden?
KI ist nicht per se gefährlich.
Aber unkontrollierte Macht ist es – immer. Darum ist Technologie nur so sicher wie es das politische System ist, das sie kontrolliert.
Wir brauchen deshalb:
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Medienbildung
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politische Stabilität
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transparente Institutionen
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kritisch denkende Bürger:innen
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innere Unabhängigkeit
Die Frage „Wie schütze ich meine Daten?“ greift daher zu kurz.
Denn selbst der beste Schutz bleibt äusserlich, wenn wir innerlich nicht lernen hinzuschauen.
Darum bleibt meine Frage:
Was gebe ich von mir preis? Und warum?
Es geht dabei um innere Klarheit – nicht um Technik und nicht um DSGVO.
Vielleicht macht KI unsere blinden Flecken sichtbar. Und genau dort wird es heikel.
So gesehen wäre Persönlichkeitsbildung eine der wichtigsten Schutzmassnahmen überhaupt.
Denn wo Selbstkenntnis wächst, wird Angst kleiner – und Bewusstsein schärfer.
Die wichtigste Schutzmassnahme ist – neben Gesetzen – ein klarer innerer Kompass.
Darum sollte Persönlichkeitsentwicklung im Elternhaus und in der Bildung denselben Stellenwert haben wie Mathematik oder Deutsch.
Damit wir nicht nur GEN AI Ready werden.
Sondern ready fürs Leben.
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