Sind wir Gen AI Ready?

Veröffentlicht am 15. November 2025 um 11:38

Eine Frage, die auch mich beschäftigt. Auch ich bin inzwischen auf den KI-Geschmack gekommen. Was gebe ich der KI preis von mir?

Datenschutz ja – aber da war doch noch was?

Neben allen Rahmenbedingungen – Stichwort Datenschutz – bewegt mich eine tieferliegende Frage:
Was lasse ich sichtbar werden – bewusst oder unbewusst? Und wie könnte das gegen mich verwendet werden?

Solche Überlegungen verunsichern. Nicht KI selbst löst sie aus, sondern der Gedanke, dass jemand aus unseren Spuren etwas ableiten könnte:

  • wer wir sind

  • wo wir verletzlich sind

  • was uns angreifbar macht

Bei diesen Fragen geht es nicht nur um Datenschutz.
Es geht um Persönlichkeit, um Gesellschaft und um Politik.

Datenschutz ist notwendig. Er verhindert Missbrauch, aber er ersetzt keine innere Bewusstheit.
Deshalb wünsche ich mir eine noch stärkere Auseinandersetzung damit, wie wir mit uns selbst und der Welt umgehen.

Denn das Werkzeug an sich ist selten das Problem.
KI ist ein Werkzeug – so wie ein besonders guter Pinsel oder eine ausgefeilte Pivot-Tabelle.

Das Risiko entsteht dort, wo Menschen unachtsam, impulsiv oder überfordert handeln.
Und ja: Auch ein Rüstmesserchen kann gefährlich werden, wenn es in die falschen Hände gerät.
Kein Datenschutzgesetz der Welt kann das steuern.

Wo lernen wir den Umgang mit uns selbst?

Viele Menschen tun sich schwer damit, innere Bewegungen zu lesen – zu reflektieren, Grenzen zu spüren, Abhängigkeiten zu erkennen, Bedürftigkeit auszuhalten oder Resonanz von Projektion zu unterscheiden.

Im Umgang mit KI sind das vermutlich die grössten Risikofaktoren.
Nicht die Technologie – sondern diese menschliche Unschärfe.

Gefährdet sind vor allem:

  • Menschen, die impulsiv oder unreflektiert schreiben

  • Einsame und Bedürftige auf der Suche nach Anschluss (ein zutiefst menschliches Bedürfnis)

  • Überforderte ohne inneren Halt 

Und genau hier wird der Blick grösser.
Es geht nicht nur darum, wie wir mit solchen Situationen umgehen, wenn sie bereits entstanden sind.
Es geht auch darum, welche Bedingungen wir als Gesellschaft schaffen, damit Menschen erst gar nicht in diese Verletzlichkeit geraten:

  • Wo entsteht innerer Halt?

  • Wo wird Beziehung erlernt?

  • Wo üben wir Selbstwahrnehmung und Reflexion ein?

Das sind persönliche Fragen – aber sie sind immer auch politisch.

Eine Gesellschaft ohne Raum für innere Entwicklung, produziert zwangsläufig Menschen, die digital überfordert sind. Und eine Gesellschaft, die Menschen sich selbst überlässt, darf sich über digitale Verletzlichkeit nicht wundern.

Was im Kleinen entsteht, braucht im Grossen eine Entsprechung.
Innere Orientierung genügt nicht, wenn äussere Strukturen wanken.

Darum stellt sich die nächste Frage:

Wie gestalten wir Macht?
Wo lassen wir Strukturen zu, die uns als Gesellschaft schaden?

KI ist nicht per se gefährlich.
Aber unkontrollierte Macht ist es – immer. Darum ist Technologie nur so sicher wie es das politische System ist, das sie kontrolliert.

Neben Gesetzen und Verordnungen brauchen wir deshalb auch:

  • Medienbildung

  • politische Stabilität

  • transparente Institutionen

  • kritisch denkende Bürgerinnen und Bürger

  • innere Unabhängigkeit

Darum bleibt meine Frage:
Was gebe ich von mir preis? Und warum?

Denn selbst der beste Schutz bleibt äusserlich, wenn wir innerlich nicht lernen hinzuschauen.

Es geht dabei um innere Klarheit – um  mehr als Technik und DSGVO.

Vielleicht macht KI unsere blinden Flecken sichtbar. Und genau dort wird es heikel.
So gesehen wäre Persönlichkeitsentwicklung eine der wichtigsten Schutzmassnahmen überhaupt.
Denn wo Selbstkenntnis wächst, wird Bewusstsein schärfer.

Die wichtigste Schutzmassnahme ist – neben Gesetzen – ein klarer innerer Kompass.
Darum wünsche ich, dass der Persönlichkeitsentwicklung schon im Elternhaus und in der Bildung einen vergleichbar hohen Stellenwert eingeräumt wird wie Mathe und Deutsch. 

Damit wir nicht nur GEN AI Ready werden.
Sondern ready fürs Leben.

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