Ein Text über Resonanz, Mündigkeit und das Arbeiten mit KI

Veröffentlicht am 13. Juli 2025 um 18:38

Ich hatte eigentlich gar nicht vor, über KI zu schreiben.

Aber beim Reflektieren über meine eigene Arbeitsweise ist dieser Text über Resonanz und Mündigkeit entstanden. Dieser Text erschien zuerst auf meinem Linkedin Profil. Er handelt nicht in erster Linie von Künstlicher Intelligenz. Sondern davon, wie wir mit ihr – und mit uns selbst – umgehen. Von Resonanz statt Abhängigkeit. Von Haltung statt Automatisierung. Und davon, was es heute heisst, eine eigene Stimme zu behalten.

 

𝗥𝗲𝘀𝗼𝗻𝗮𝗻𝘁𝗲𝘀 𝗦𝗼𝗹𝗼 – (𝗠)𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗛𝗮𝗹𝘁𝘂𝗻𝗴 𝘇𝘂 𝗞𝗜

Ich arbeite mit KI. Aber nicht als Antwortgeber – sondern als Resonanzraum.

In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz wahlweise als Heilsversprechen oder Bedrohung gehandelt wird, bleibt der Zwischenraum oft unbemerkt: die schöpferische Zusammenarbeit. Nicht als Ersatz. Nicht als Autorität. Sondern als Instrument. Ich nenne es: ein resonantes Solo.

 

Resonantes Solo?

Resonantes Solo heisst, mit der KI zu arbeiten wie mit einem wachen Gegenüber.

Es antwortet – aber es führt nicht.

Es bietet an – aber es entscheidet nicht.

Die Richtung kommt von mir.

 

Die Resonanz hilft mir, meine Gedanken zu präzisieren. Wenn ich schreibe, konzipiere, überarbeite, dann ist KI für mich kein Orakel, sondern ein Spiegel. Manchmal ein Verstärker. Manchmal ein Widerspruch. Oder einfach eine gute zweite Stimme. Doch die erste Stimme bleibe ich. Immer. Dazu brauche ich einen wachen Geist – um  nachzudenken und abzuwägen. Um meine innere Stimme zu hören und mein Gefühl wahrzunehmen. Und – last but not least - um zu überprüfen, was geliefert wird.  

 

In der öffentlichen Debatte dagegen lese ich oft von Abhängigkeiten, Angst, Kontrollverlust. Ich verstehe, wie das passiert. Denn viele Menschen haben nie gelernt, mit Unsicherheit umzugehen.

Sie wollen Klarheit – aber nur, wenn sie ihren Überzeugungen entspricht.

Sie wollen Führung – aber nur, wenn sie nicht irritiert.

 

Das Problem liegt in diesem Fall nicht bei der KI

Es ist ein Mündigkeits-Problem.

Wer nicht gelernt hat, eigenständig zu denken, wird von jeder neuen Technik überfordert. Wer nie geübt hat, sich selbst zu befragen, sucht Halt – oft blind. Und wer sich nur bestätigen lassen will, wird jede Form von Resonanz verfehlen.

 

In meinem Studium wurde viel Wert auf kritisches Denken gelegt. Da wurde mir die Wichtigkeit dessen das erste Mal so richtig bewusst. Heute ist das wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen, um sich in dieser neuen Welt zu orientieren. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für das, was man annimmt, was man verwirft, was man durchdenkt. Ein resonantes Solo braucht innere Orientierung. Im Wissen um die unreflektierte Macht automatisierter Systeme. Damit wir uns nicht verlieren – und dennoch wachsen können.

 

Ich wünsche mir mehr Bewusstsein im Umgang mit KI – für sich und für uns. Und damit ein bisschen weniger Angst vor dem Echo.

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