Tagesmüdigkeit bei ADHS – echt, nicht eingebildet

Veröffentlicht am 27. Mai 2023 um 14:43

Wenn selbst gute Ideen müde machen ist nicht Faulheit das Problem, sondern möglicherweise das Nervensystem

Tagesmüdigkeit – ein anstrengender Begleiter von ADHS

Endlich Ferien. Endlich kein Pflichtprogramm. Zeit für das Buch, das seit Wochen bereitliegt. Oder die zugeschnittene Hose, die nur noch genäht werden müsste – eigentlich der schönste Teil der Arbeit. Und doch legt sich eine bleierne Müdigkeit über alles. Die Augen fallen im Sitzen zu, das Rumgammeln wird zum Tagesprogramm.

Tagesmüdigkeit hat viele mögliche Ursachen. Neben organischen oder schlafmedizinischen Gründen (wie Apnoe, Eisenmangel, Diabetes oder Jetlag) rückt bei AD(H)S die psychologische Komponente in den Vordergrund. Denn Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Prokrastination zählen zu den typischen Nebensymptomen. Nicht, weil Betroffene einfach faul wären – sondern weil das Frontalhirn, zuständig für Planung und Steuerung, oft nicht mitspielt.

Das führt zu Frustration: Man nimmt sich Projekte vor, hat sogar Lust – und bleibt dann doch auf halber Strecke stehen. Ablenkung ist stets greifbar: Handy, Kühlschrank, Sprachnachrichten. Die gewohnte Spirale setzt ein. Und die wohlmeinenden Tipps? Yoga, Meditation, Sport, regelmässige Schlafzeiten („auch am Wochenende, imfall!“) und gesunde Ernährung – sie sind gut gemeint, aber oft schwer umzusetzen. Genau das ist ja Teil des Problems.

Die Müdigkeit ist real. Sie ist Teil des Störungsbilds, nicht Ausdruck von Willensschwäche. Hilfreicher als Selbstvorwürfe ist deshalb eine gnädige Haltung – und pragmatische Strategien, die das Leben ein bisschen leichter machen.

Was manchmal hilft:

  • Musik oder Podcasts aktivieren: Mit Sound lässt sich der Haushalt leichter stemmen.
  • Mini-Schritte statt Mammutpläne: Lieber kleine Aufgaben und ein Punkt auf der Liste als 12 unerledigte.
  • Entscheidungen treffen statt treiben lassen: Was mache ich in den nächsten 4 Stunden – bewusst entscheiden.
  • Vorausplanen: Von jetzt auf gleich umzuschalten funktioniert selten. Übergänge brauchen Zeit.
  • Richtiger Zeitpunkt, richtige Tätigkeit: Wann passt was? Nicht alles muss in denselben Slot.
  • Powernap statt Dauerquälerei: 15–30 Minuten auf dem Sessel können Wunder wirken – besser als stundenlanges Dahinsiechen.
  • Routinen vereinfachen: Schlüsselplatz beim Eingang, Bankordner griffbereit, Wäschekorb da, wo man sich umzieht.
  • Tageszeiten bewusst nutzen: Samstagseinkauf und danach Wäsche? Lieber nicht.
  • Schlaf ernst nehmen: Viele AD(H)S-Betroffene brauchen mehr Schlaf – und finden schwer zur Ruhe.
  • Geplante Pausen: Reizfilter sind bei AD(H)S oft durchlässig. Besser tagsüber verarbeiten, als nachts wachliegen

 

→ Wer kennt diese Müdigkeit? Oder hat eigene Strategien entwickelt, damit umzugehen? Schreibt mir gern.

 

Weiterführende Links

 

Test für Tagesmüdigkeit

Fatigue Severity Scale (FSS) und Epiness Sleepinesss Sclae (ESS)

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwishO-BiJX_AhXJh_0HHb3rCoAQFnoECA8QAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.mercy.net%2Fcontent%2Fdam%2Fmercy%2Fen%2Fpdf%2Ffatigue-severity-scale-epworth-sleepiness-scale-questionaire.pdf&usg=AOvVaw1RDWrldUsgMBo4w0Ahxkmg

 

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